Am 8.Dezember hat das Bonner Reisebüro Eclipse-Reisen in den frühen Morgenstunden erneut einen Kometen-Beobachtungsflug angeboten. Geplantes Ziel war C/2012 S1 ISON, der sich leider zuvor im Perihel zerlegt hatte und mittlerweile rückstandslos (mir ist bis heute kein Nachweis von Trümmern bekannt) auflöste. Da sich überraschend der Komet C/2013 R1 Lovejoy prächtig entwickelte und sogar kurz zuvor einen Helligkeitsausbruch erlebte, entschloss man sich auf eine Verlagerung des Beobachtungsschwerpunkts…

Da die beiden Kandidaten relativ dicht beieinander lagen, konnte die Flugroute nahezu identisch übernommen werden.

Meine ersten Erfahrungen hatte ich bereits bei der Beobachtung und Fotografie aus dem Flugzeug an dem Kometen C/2011 L4 panSTARRS gesammelt. Ich wusste daher genau, dass es eine harte Nuss werden würde, Lovejoy aus dem Flieger zu erfassen. ISON hätte bestimmt für prächtige Aufnahmen gesorgt, selbst wenn er die erwartete Helligkeit nur teilweise erreicht hätte. Lovejoy hingegen lag bei ca. 5 mag und war somit sogar noch deutlich lichtschwächer als panSTARRS am Jahresanfang.

Es stand für mich also bereits im Voraus fest, dass eine visuelle Beobachtung eher nicht funktionieren würde und dass die Fotografie erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Um wirklich die gesamte mögliche Beobachtungszeit auch nutzen zu können, hatte ich eine gesamte Sitzreihe gebucht.

Der Hinflug nach Köln am 7.12. verlief zwar eine Stunde verspätet, aber ohne weitere Probleme. Das Hotel in Flughafennähe hatte einen Shuttleservice angeboten, der auch hervorragend funktionierte. So konnten die Hotelgäste im 15-Minutentakt den Transfer zum Flugplatz nutzen und auch meine beiden Extratouren zu dem Beobachtungsflug und zurück wurden ohne zusätzliche Kosten durchgeführt.

Der Sonntagmorgen begann bereits um 2:15 Uhr mit einem schmerzhaften Wecken. Um 3:30 Uhr traf ich am Check In ein und konnte kurz darauf die Sicherheitskontrolle passieren. Am Charterterminal D 80 war bereits ein kleiner Frühstückssnack aufgebaut und Dr. Böhnhardt vom MPI bereitete seinen Vortrag vor. Er berichtete über die Arbeit des Max-Planck Instituts und die bevorstehende Rosetta-Mission.

Pünktlich um 4:45 Uhr begann dann das Boarding. Ich begann sofort damit die Fenster mit schwarzem Stoff und Kreppband dicht zu kleben, um Reflexionen zu vermeiden. Später zeigte sich, dass sogar durch die Beleuchtung der Schalter am Griff Lichtreflexe auftraten. Auf der einen Seite befestigte ich einen „Fat Gecko“, eine Saugnapfhalterung mit kleinem Kugelkopf für die erste Kamera. Auf der gegenüberliegenden Seite baute ich ein kleines Stativ auf und stellte die zweite Kamera darauf. Und schon fingen die ersten Probleme an: Die EOS 5 D Mk II ließ sich nicht mehr anschalten und auch die drei Ersatzakkus brachten keine Änderung. So konnte ich nur die EOS 50 Da einsetzen und musste während der Wenden immer auf die andere Seite umbauen. Der Objektivpark bestand aus 24, 50 und 85mm f 1.4 Objektiven. Zuerst setzte ich die 50mm Linse ein. Durch Bewegungsunschärfe waren lediglich Belichtungen von max. 1s. sinnvoll. Bei ISO 3200 war vom Kometen aber nichts zu sehen! Einige Beobachter konnten mit kleinen Ferngläsern (wäre auch mein Tipp zur visuellen Beobachtung gewesen) den Kometen entdecken, andere hatten auf dem gesamten Flug kein Glück.

Die Position war zwar astronomisch gesehen recht einfach zu finden (gleich links neben der nördlichen Krone), aber Lovejoy stand etwas höher vom Horizont und so musste man sich schon etwas „verbiegen“ um Erfolg zu haben. Meine Entscheidung möglichst viele Bilder aufzunehmen und anschließend zu stacken war genau richtig! Mit dem 24mm und gleichen Einstellungen fertigte ich weitere Serien und hatte letztendlich ca. 700 Bilder auf der Karte. Je Serie lag die höchste Verwendungsrate bei max. 46 Aufnahmen.

Die Aufnahmen mit dem Stativ erwiesen sich als komplizierter, als mit dem Fat Gecko System.

Während des gesamten Fluges wurden wir durch viele Meteore überrascht, die wir teilweise sogar auf den Bildern eingefangen haben. Auch der „Untergang“ des Orion auf der gegenüberliegenden Seite war nett anzusehen!

Ein Blick über Köln und den Rhein während Start und Landung war beeindruckend, genauso wie der Beginn der astronomischen Dämmerung.

Negativ fiel der erhebliche Lichtschmutz über Brüssel auf. Trotz dichter Bewölkung war eine deutlich Aufhellung durch die Wolken zu beobachten.

Gegen 7:40 Uhr war der Flieger wieder pünktlich gelandet und der Shuttleservice führte uns zurück ins Hotel. Hier konnte ich sogar etwas länger bleiben, da mein Rückflug erst um 15:50 Uhr begann.

Spannend wurde es dann bei der Sicherheitskontrolle, als mir der Mitarbeiter erklären wollte, mein Stativ wäre als Waffe zu gebrauchen und dürfe nicht mit an Bord… Auch mein Einlenken, es wäre bereits als Handgepäck von Hamburg nach Köln geflogen und hätte vor einigen Stunden erneut zum Beobachtungsflug die Sicherheitskontrolle anstandslos passiert, brachte keinen Erfolg. Also ging ich zurück zur Gepäckaufgabe und versuchte das Stativ irgendwie in den kleinen Koffer zu bekommen. Dieser war aber bereits über das Laufband verschwunden und ich wurde gebeten das Stativ zu verpacken – Häh? Wo sollte ich denn jetzt Material dafür her bekommen? Dann erklärte man mir, dass ein weiteres Gepäckstück ca. 70,- € Extrakosten verursachen würde (ein Sitzplatz inkl. Getränk war bereits für 33,- € zu bekommen).

Verständnislos zog ich mich zurück und versuchte erneut durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen. Ein Koordinator lotste mich auch gleich zu einem anderen Platz, „Hier sind nicht alle gleich…“, so sein Kommentar. Doch an diesem Platz bemerkte sofort eine Bedienstete treffend: „Der war eben dahinten und ist auch nicht rein gekommen…“

OK, jetzt hatten sie mich soweit. Ich war extrem genervt! Erst als ich fragte, wo denn definiert sei, ab wann ein Gegenstand als Waffe gelte und einen Vorgesetzten verlangte, kam Bewegung ins Spiel. „Ein Vorgesetzter? Ja, also – äh – das ist dann die Bundespolizei“. „OK“ erwiderte ich,  „Dann kommt jetzt die Bundespolizei“!

Der gerufene Beamte reagierte äußerst bedacht, erkundigte sich erst am ersten Kontrollpunkt, dann an der zweiten Stelle und kam anschließend zu mir. Die Mitarbeiter hätten grundsätzlich recht, der Gegenstand wäre zu groß und könne als Waffe verwendet werden. Ich dürfe passieren, möge aber beim nächsten Flug das Stativ besser einpacken. Er hätte nicht besser reagieren können, schließlich muss er täglich mit den Kontrolleuren zusammenarbeiten.

Wirklich erschöpft, denn ich war ja sehr früh aufgestanden und dieser Vorfall hatte zudem unendlich Kraft gekostet, nahm ich erst einmal ein Getränk zu mir und trat kurz darauf meinen Rückflug an.

Als Fazit kann ich nur empfehlen bei vergleichbaren Veranstaltungen (geplante Fotografie aus einem Flugzeug) entweder sehr kleine zerlegbare Stative zu benutzen oder besser einen Fat Gecko, der sogar in die Fototasche passt.

Zur Erinnerung wurde vom Veranstalter wieder ein Zertifikat an alle Teilnehmer ausgegeben.

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