Es ist einfach eine unglaublich spannende Geschichte. Ich hätte nie gedacht, einmal das Glück zu haben, so tief in soetwas einzusteigen zu können. Angefangen hatte alles am 12.09.2019 gegen 12:50 Uhr UT. Ich saß im Wohnzimmer und wurde durch einen ohrenbetäubenden Knall aufgeschreckt. Die Detonation war wirklich heftig und erzeugte eine Druckwelle, die bei uns Fenster und Türen erschüttern ließ. Sofort begab ich mich nach draußen in den Garten um evtl. aufsteigenden Rauch oder andere optische Anzeichen wahrnehmen zu können, es war aber ziemlich dicht bewölkt. Kurz zuvor hörte ich Martinshörner und vermutete zunächst einen Zusammenhang – das konnte aber nach einem kurzen Gespräch mit dem Wehrführer ausgeschlossen werden. Kurze Zeit später rief mich Pascal, ein befreundeter Radiomoderator, an und fragte ob ich etwas wissen würde – bei denen im Sender würden die Telefone heiß laufen. Etwas später kam dann die Rückmeldung: die NASA hätte etwas aufgezeichnet!
Das CNEOS-Netzwerk soll Objekte in kritischer Erdnähe aufzeichnen und die Bahnen berechnen. In die Atmosphäre eingedrungene Asteroiden werden von den Instrumenten erfasst und Details dazu Online gestellt. In diesem Fall war es der Eintrittsort (54,5 N, 9,2 E) in 42km Höhe mit einer Geschwindigkeit 18,5 km/s und einer Strahlungsenergie von 16,9e10 J und einer Aufschlagsenergie äquivalent 480t TNT (vx -18,1 km/s, vy -0,4 km/s, vz 3,7 km/s).
Genau zum Zeitpunkt des Ereignis nahm der Kitesurfer Dorian Cieloch für seinen Youtube-Kanal „Kite Buddy“ ein Selfie mit Werbung für das bevorstehende Festival am kommenden Wochenende auf. Ohne selbst etwas bemerkt zu haben, filmte er dabei im Hintergrund den Eintritt des Boliden und die Fragmentation. Bereits in den ersten Kommentaren dazu wurde er auf „die Sternschnuppe im Hintergrund“ aufmerksam gemacht.

Jetzt häuften sich auch die Meldungen in den einschlägigen Foren bei der AMS, der IMO und es gab bereits erste Berichte zu dem Ereignis. Später sollte sich ergeben, dass die Meldungen in den ersten 2h nach dem Ereignis am besten zu verarbeiteten waren und mit den Daten der Nasa und von den immer mehr eintreffenden Videos zur Berechnung der Flugbahn und eines möglichen Streufelds optimal geeignet waren.
Auch bei einer Übung der Wasserwacht wurde wurde die Tageslichtfeuerkugel von einer Helmkamera aufgezeichnet. Bei der DGzRS liefen zahlreiche Meldungen ein und es wurde ein Seenotrettungseinsatz ausgelöst – man musste einen möglichen Seenotfall ausschließen.
Auch von unserem AMS-Meteorkameranetz wurde die Leuchterscheinung von der AMS21 von Jörg Strunk in Herford, genau in einer Wolkenlücke, aufgenommen.

Ein Video aus den Niederlanden zeigte den Eintritt ebenfalls.

Von einer Dashcam gefilmt in Flevoland, Niederlande:

Die Überwachungskamera einer Werft in Martrade, Flevoland, Niederlande lieferte wertvolle Hinweise. Hier war der Standort fix und wir konnten den Film für eine Triangulation verwenden.

Auch aus den Niederlanden kommt eine Aufnahme einer Verkehrsüberwachungskamera aus Borssele, Niederlande:

Jörg Scheele zeichnete aus seinem fahrenden Auto in Rügen den Eintritt ebenfalls sauber auf.

Der NDR setzte schon einmal einen ersten Bericht auf seine Website.
Ich verfolgte von jetzt an engmaschig und sehr genau die eingehenden Meldungen. Viel zu sehr drängte sich der Wille auf, einen Meteoriten selbst zu finden. Also nahm ich Kontakt mit Laura auf, die sich übrigens immer noch ärgert, dass sie den Knall verschlafen hatte… Auch in unserem Forum ging es hoch her und.

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