In der Nacht vor dem Merkurtransit wollte ich eigentlich früh ins Bett um ordentlich ausgeschlafen das Ereignis zu erleben – daraus wurde aber nichts. Dank des schnellen Sonnenwindes aus einem koronalen Loch setzte hier pünktlich zur Dämmerung ein Substorm ein. Ich war nach einem wirklich schönem, aber auch anstrengenden Wochenende bereits bei der richtigen Bettschwere, als die erste Warnmail das Naturschauspiel ankündigte. Mit skeptischem Blick fragte meine Frau: „Warum gehst Du nicht ins Bett?“ – da konnte ich nur ein: „Polarlicht, aber ich fahre nur eine Stunde raus“ erwidern. Es folgte noch ein: „Das ist nicht dein ernst – ich habe Frühdienst und muss um 4:00 Uhr hoch“.

Eigentlich wollte ich auch wirklich nur kurz raus…

Angekommen am hervorragenden Beobachtungsort in Strande am Leuchtturm Bülk wurde bereits eine „deutlich visuelle“ Sichtung gemeldet. Ich war noch dabei mein Auto aus zu laden, als Chris mit dem Fahrrad eintraf. Zur Zeit ohne Handy hatte sie noch gar keine Info von dem bisherigen Verlauf des Sonnenwindes. Gleich nachdem die Kameras die ersten Aufnahmen gefertigt hatten, waren bereits deutliche Strahlen zu erkennen. Deutlich visuell waren sie nicht, hier war es um 23:20 Uhr MESZ noch viel zu hell.

Wir waren nicht alleine, eine Mutter aus der Gegend war, ebenfalls durch die Warnmail informiert, mit ihrem Sohn und Kamera nach Bülk gekommen. Chris und ich führten die beiden ein wenig in die Polarlichtaufnahmetechniken ein und schon war es dunkler und erste Strahlen waren auch visuell zu erkennen.

Je dunkler es wurde um so besser waren auch die Bedingungen zur visuellen Beobachtung. Gegen 0:20 Uhr MESZ setzte die Hauptaktivität ein, die auch die beiden Newbies in erstaunen versetzte. Helle Strahlen huschten relativ schnell über den Horizont und veränderten ihren Winkel. Jetzt hatten auch wir ein „deutlich visuelles“ Polarlicht. Ich hatte zu dieser Zeit die Canon EOS 5 D Mk III mit 20mm f1.4 bei ISO 2500 und 5s. Belichtungen laufen, sowie die Sony A7s mit 24mm f1.4 bei ISO 2500 und 6s. Aufnahmedauer. Beide Apparate waren auf Serienbildfunktion mit festgestelltem Auslöser auf „Dauerfeuer“. Aus der gigantischen Datenmenge konnte ich später nette Timelapse erstellen.

Gut eine Stunde nach begonnener Hauptaktivität fiel ein besonders hoher und heller Strahl auf, der von Ost nach West über den Horizont wanderte. Begleitet wurde er von hellen Meteoren, von denen ich zwei auf meinen Bildern einfangen konnte. Die Sternschnuppe links vom Strahl erzeugte eine deutliche Rauchspur, die auch noch auf vielen weiteren Aufnahmen zu erkennen ist. Richtig beeindruckend kommt sie aber erst im Video zur Geltung.

Der zweite helle Meteor zeigte sich rechts vom Strahl. In der Bildmitte erkennt man noch die oben beschriebene Rauchspur.

Die gezeigten Aufnahmen stammen alle von der Canon, hier jetzt die Bilder der Sony A7s. Verkleinert für die Website fällt es kaum auf, aber im Original sind die Bilder deutlich rauschärmer und haben einen besseren Dynamikumfang.

Leider ist hier nur der erste Meteor zu erkennen, die 4mm Brennweite machen am Vollformat doch schon einiges aus. Zuletzt möchte ich noch die Videos präsentieren.

Ich hoffte fast die ganze Nacht, dass die Aktivität zumindest auf fotografisches Level absinken würde – weit gefehlt. Mir fehlte somit jegliche Grundlage um doch noch etwas Schlaf zu bekommen. Die Strahlen waren problemlos bis zur beginnenden Morgendämmerung zu erkenne und als ich gegen 3:30 Uhr die Kameras abbaute war zu hell zum Fotografieren. Pünktlich um 3:58 Uhr war ich dann auch wieder zu Hause.
Als Sat1 Regional am nächsten Tag vom Merkurtransit berichtete, wurde auch mein Polarlicht Timelapse gezeigt – mit der Anmerkung: „Astrofotograf Carsten Jonas wirkte ein wenig übernächtigt…“.

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